Beschreibung:
Dieses Dokument beschreibt die Vorgehensweise zur Einrichtung eines Load-Balancing bei LANCOM Routern, welche ein eingebautes xDSL-Modem besitzen.
Verhalten des Load-Balancers bis einschließlich LCOS 10.80 RU4:
Wenn die verfügbare Bandbreite aller verwendeten Leitungen bekannt ist, wählt der Load-Balancer für die nächste Session immer die Leitung mit der prozentual niedrigsten Auslastung aus. Ist die Bandbreite auch nur einer Leitung unbekannt, so werden die Sessions reihum auf die Leitungen verteilt.
Die Reihenfolge der Leitungen im Loadbalancer hat keinerlei Auswirkung auf die Auswahl. Eine scheinbare Vernachlässigung der Leitung mit der höchsten Bandbreite kann dadurch verursacht werden, daß sie zum Zeitpunkt eines Session-Starts durch Downloads ausgelastet ist und somit die anderen Leitungen geringer belastet sind, wodurch diese dann gewählt werden.
Verhalten des Load-Balancers ab LCOS 10.80 RU5:
Ab LCOS 10.80 RU5 kann in einem Load-Balancer die Loadbalancer-Richtlinie ausgewählt werden. Bleibt diese leer (Standard-Einstellung), wird für geroutete Pakete implizit die Richtlinie TRAFFIC verwendet. Ist die Bandbreite aller verwendeten Leitungen bekannt, berechnet der Router die relative Auslastung der Verbindungen über die Durchsatz-Tabelle im Router (Status → WAN → Throughput) und wählt die Verbindung mit der geringsten Auslastung. Ist die Bandbreite der verwendeten Leitungen nicht bekannt, berechnet der Router die absolute Auslastung der Verbindungen über die Durchsatz-Tabelle im Router (Status → WAN → Throughput) und wählt die Verbindung mit der geringsten Auslastung.
Bei Datenverkehr von internen Diensten des Routers (z.B. DNS oder NTP) werden die Pakete reihum über die verwendeten Leitungen versendet (Richtlinie ROUND-ROBIN).
Weitere Informationen zu den Load-Balancer-Richtlinien finden Sie im folgenden Kapitel des Referenz-Handbuchs:
https://www.lancom-systems.de/docs/LCOS/referenzhandbuch/#topics/aa1188328.html
Bündelung vs. Lastverteilung:
Mit einem Load-Balancer wird die Bandbreite der Internet-Verbindungen nicht gebündelt. Es wird lediglich eine Lastverteilung durchgeführt.
Voraussetzung:
- LCOS ab Version 9.24 (download aktuelle Version)
- LANtools ab Version 9.24 (download aktuelle Version)
- LANCOM Router mit eingebautem DSL-Modem (z.B. ein LANCOM 1800VA)
- Externes xDSL-Modem für die zweite Internet-Verbindung
Szenario:
Die Konfiguration wird anhand des folgenden Beispiel-Szenarios vorgenommen.
- Es sollen zwei DSL-Verbindungen zu einem Load-Balancer zusammengefasst werden.
- Der erste Internetanschluss soll über das integrierte xDSL-Modem des LANCOM Routers realisiert werden.
- Der zweite Internetanschluss soll über ein weiteres externes xDSL-Modem, welches am Ethernet-Anschluss WAN des LANCOM Routers angeschlossen ist, realisiert werden.
- Bei beiden DSL-Verbindungen übernimmt der LANCOM Router die Einwahl und Anmeldung beim Internet-Provider.
- Über die Ethernet-Schnittstelle ETH-2 ist der LANCOM Router bereits in das lokale Netzwerk eingebunden.
Mit dem LANCOM 1800VA wären Sie in der Lage, maximal fünf xDSL-Anschlüsse zu betreiben (wovon maximal vier Verbindungen in einem Load-Balancer zusammengefasst werden können). Der Übersichtlichkeit halber beschränken wir uns in diesem Konfigurationsbeispiel auf zwei DSL-Anschlüsse.
Vorgehensweise:
1. Konfiguration der Internet-Verbindungen per Setup-Assistent:
1.1 Einrichten der ersten Internetverbindung:
1.1.1 Starten Sie den Setup-Assistenten des LANCOM Routers und wählen Sie die Option Internet-Zugang einrichten.
1.1.2 Es soll eine neue IPv4-Verbindung angelegt werden.
1.1.3 Legen Sie fest, dass die Verbindung über das VDSL-Interface hergestellt werden soll.
1.1.4 Wählen Sie Ihr Land aus.
1.1.5 Wählen Sie Ihren Internet-Anbieter aus.
1.1.6 Der Name für die erste Internet-Verbindung wird über den Setup-Assistenten immer auf INTERNET gesetzt.
1.1.7 Geben Sie in folgendem Dialog die Zugangsdaten für die erste Internet-Verbindung ein.
1.1.8 Beenden Sie den Setup-Assistenten zur Einrichtung der Internet-Verbindung mit der Schaltfläche Fertig stellen. Die konfigurierten Werte werden dann in den LANCOM Router geschrieben.
1.2 Einrichten der zweiten Internetverbindung:
1.2.1 Wählen Sie im Setup-Assistent erneut die Option Internet-Zugang einrichten.
1.2.2 Es soll eine weitere IPv4-Verbindung konfiguriert werden.
1.2.3 Legen Sie fest, dass die Verbindung über ein Ethernet-Interface hergestellt werden soll.
1.2.4 Da das externe xDSL-Modem am WAN-Anschluss des LANCOM Routers angeschlossen ist, muss in dem folgenden Dialog WAN als Ethernet-Buchse ausgewählt werden.
Bei Routern ohne separaten WAN-Port muss ein Ethernet-Interface ausgewählt werden (z.B. ETH-1).
1.2.5 Wählen Sie Ihr Land aus.
1.2.6 Wählen Sie Ihren Internet-Provider aus.
1.2.7 Vergeben Sie einen Namen für die Internetverbindung. An dieser Stelle ist es wichtig, dass sich die Namensbezeichnung von der ersten Internetverbindung (INTERNET) unterscheidet. In diesem Beispiel verwenden wir den vom Setup-Assistent vorgeschlagenen Namen INET_1.
1.2.8 Geben Sie in folgendem Dialog die Zugangsdaten für die zweite Internet-Verbindung ein.
1.2.9 In diesem Beispiel wird ein zweiter VDSL-Anschluss eingerichtet. Wählen Sie daher die Option Es wird folgendes VLAN verwendet aus und hinterlegen die für Ihren Internet-Provider passende VLAN-ID.
1.2.10 Wählen Sie die Option Die bisherige Default-Route mit der gerade zu erstellenden Verbindung zu einem Load-Balancer-Verbund zusammenschliessen aus. Der Load-Balancer wird dadurch automatisch konfiguriert. Die manuelle Konfiguration entfällt (siehe Schritt 3.).
Wird in diesem Schritt die Option Belassen der bisherigen Default-Route ausgewählt, muss der Load-Balancer manuell eingerichtet werden (siehe Schritt 3.). Dies ist nur dann sinnvoll, wenn die Internet-Verbindung bereits eingerichtet wurde und der Load-Balancer nachträglich aktiviert werden soll.
1.2.11 Beenden Sie den Setup-Assistenten zur Einrichtung der Internet-Verbindung mit der Schaltfläche Fertig stellen. Die konfigurierten Werte werden dann in den LANCOM Router geschrieben.
2. Setzen der verfügbaren Bandbreite für die zweite Internet-Verbindung:
Beim Load-Balancing ist es wichtig, dass die Datenübertragungsraten der xDSL-Anschlüsse bekannt sind, damit der Load-Balancer die Datenlast entsprechend auf die beteiligten xDSL-Leitungen verteilen kann.
Beim internen xDSL-Modem des LANCOM Routers ist die Datenübertragungsrate bereits bekannt, da diese bei der DSL-Synchronisation mit der Gegenstelle des Providers ausgehandelt wurde.
Beim extern angeschlossenen xDSL-Modem ist dem LANCOM Router die Datenübertragungsrate noch nicht bekannt, daher muss diese nun manuell in die Anschlusseinstellungen des DSL-Interfaces eingetragen werden:
2.1 Wechseln Sie in das Menü Schnittstellen → WAN → Interface-Einstellungen und wählen die Schnittstelle DSL-1 aus.
2.2 In den Feldern Downstream- und Upstream-Rate müssen Sie die Datenübertragungsraten des DSL-Anschlusses eintragen.
2.3 Die Konfiguration der Down- und Upstream-Raten ist damit abgeschlossen. Schreiben Sie die Konfiguration in den Router zurück.
3. Manuelle Konfiguration des Load-Balancing (nur bei nachträglicher Konfiguration des Load-Balancers):
3.1 Wechseln Sie in das Menü IP-Router → Routing → Load-Balancing und setzen den Haken bei Load-Balancing aktiviert.
3.2 Wechseln Sie in das Menü Load-Balancing.
3.3 Erstellen Sie einen neuen Eintrag und passen die folgenden Parameter an:
- Name: Vergeben Sie einen aussagekräftigen Namen für den Load-Balancer (in diesem Beispiel LOADBALANCER).
- Client-Binding aktivieren: Stellen Sie sicher, dass das Client-Binding aktiv ist. Dadurch wird bestimmter Datenverkehr eines Clients (z.B. HTTPS) immer über die gleiche Internet-Verbindung geleitet.
- Weitere Informationen zum Client-Binding erhalten Sie in diesem Knowledge Base Artikel.
- Gegenstelle-1: Wählen Sie die erste Internet-Verbindung aus.
- Gegenstelle-2: Wählen Sie die zweite Internet-Verbindung aus.
3.4 Wechseln Sie in das Menü IP-Router → Routing → IPv4-Routing-Tabelle.
3.5 Wählen Sie die Default-Route aus (255.255.255.255) und klicken auf Bearbeiten.
3.6 Wählen Sie im Dropdown-Menü bei Router den in Schritt 3.3 erstellten Load-Balancer aus.
3.7 Die Routing-Tabelle muss anschließend folgendermaßen aussehen:
3.8 Die manuelle Konfiguration des Load-Balancers ist damit abgeschlossen. Schreiben Sie die Konfiguration in den LANCOM Router zurück.
3.9 Nach dem Zurückschreiben der Konfiguration werden beide Internetverbindungen aufgebaut.
4. Funktionsüberprüfung:
Zur Überprüfung der korrekten Funktionalität gehen Sie folgendermaßen vor:
4.1 Starten Sie eine SSH-Sitzung auf Ihrem LANCOM Router (z.B. per Putty).
4.2 Geben Sie an der Eingabeauforderung den Befehl trace # load ein und drücken Sie die Eingabetaste.
4.3 Die Trace-Ausgabe sollte so aussehen, wie es in der folgenden Abbildung dargestellt ist.
4.4 Stoppen Sie den Trace, indem Sie den Befehl trace # load erneut eingeben. Sie können den SSH-Client auch einfach schließen.




























